понедельник, 2 мая 2016 г.

Und so arbeitet die demokratische presse.

Putin, Panama, Pflegedienste: Deutsche Medien auf anti-russischer Stimmungsmache

Reporter in München

14:05 Uhr  22.04.2016        Zlatko Percinic 
 

Zuerst waren es die sogenannten "Panama Papers", wo die Süddeutsche Zeitung fast täglich in ihren Artikeln den russischen Präsidenten Wladimir Putin erwähnt, obwohl er in keinem einzigen der 11.5 Millionen Dokumenten vorkommt.

 

Russlands Präsident Wladimir Putin in einer Kamera
EU-Propagandabericht: Ausgeprägt antirussisch und „sogar russo phobisch“
Dann kam der Aufreisser in der BILD und anderen Zeitungen über "Putin`s Geheimarmee in Deutschland" (und ja, sogar von "russischen Paramilitärs in den schweizer Alpen" ist die Rede) und nun "russische Pflegedienste", die Deutschland um Milliarden von Euros bringen. Glaubt man diesen Berichten, dann greift uns Russland gerade an und wir merken es nicht mal.
Und selbstverständlich ist Wladimir Putin auch für die Flüchtlingswelle verantwortlich, die sich bekanntlich hauptsächlich nach Deutschland bewegt, um — wie soll es anders sein — "Angela Merkel zu stürzen". Das meinte zumindest Benjamin Prüfer in einem Beitrag in der deutschen Ausgabe der Huffington Post. 
Betrachtet man sich nun diese ganzen Berichte, könnte es einem tatsächlich Angst und Bange werden in Deutschland. Immerhin befinden wir uns ja laut Boris Reitschuster in einem Krieg mit Russland und irgendwie scheint dieser Wladimir Putin ein ausgebuffter Krieger zu sein. Weil er einen Krieg gegen uns führt und wir von alledem, abgesehen von den Medienberichten, nichts bemerken. 


Nehmen wir nur mal die zwei Beispiele der "Geheimarmeen" und der "russischen Pflegedienste", um die sich nun der deutsche Gesundheitsminister Hermann Gröhe höchstpersönlich kümmern will.    In den Berichten über "Putins Geheimarmee" geht es um deutsche SYSTEMA-Kampfsportschulen (eine äußerst effektive russische Kampfsportart). In diesem Zusammenhang wird die im bayerischen Augsburg ansässige SYSTEMA-Kampfsportschule von Andreas Weitzel in Verbindung gebracht. Für die BILD-Zeitung war das natürlich ein gefundenes Fressen und wurde gebührend in einem Artikel ausgeschlachtet. Um den Schein einer objektiven Berichterstattung zu wahren, kontaktierte die BILD den Augsburger Andreas Weitzel für ein Interview. Nur drei Stunden vor dem vereinbarten Zeitpunkt, sagte laut Facebook-Eintrag von Weitzel die BILD das Interview ohne Angabe von Gründen einfach ab. Statt der Möglichkeit einer Gegendarstellung der Geschichte bei der BILD, konnte sich Weitzel nur bei der Regionalzeitung Augsburger Nachrichten kurz äussern, was dann doch einen schalen Nachgeschmack für seine Reputation als Inhaber eine Kampfsportschule hinterlässt.

Ähnlich verhält es sich bei den nun ganz aktuellen Berichten über "russische Pflegedienste", die von sämtlichen Medien hoch und runter gespielt werden.   Angefangen hat es mit diesem Artikel bei der zur Springer Gruppe gehörenden Die Welt in Zusammenarbeit mit dem BR.  Der Titel des Artikels "So funktioniert der Milliarden-Betrug der Pflege-Mafia" unter der Rubrik "Russische Banden", ist doch schon Programm. Möchte man zumindest meinen.

Und tatsächlich, man wird nicht enttäuscht. Schon der allererste Satz im Blickfeld unter dem Titel beginnt mit: "Sie kommen meist aus Russland, sie sind professionell — und raffiniert." Für den durchschnittlichen Leser reicht diese Information völlig aus. Schon wieder die Russen, wird er sich denken und den langen Artikel nicht mehr zu Ende lesen. Gibt er dann vielleicht doch noch bei Google das Suchwort "Pflegebetrug" ein, sieht er genau das:
Gleich am Anfang liest er also etwas über "lukrativem Verbrechen", "kriminelle Banden", "Milliardenschwerem Betrug" und natürlich den Artikel der Tagesschau "Russische Anbieter im Visier". Dort erfährt er schon in der ersten Hälfte, "dass vor allem russische Pflegedienste systematisch und organisiert in diesem System betrügen." Mehr muss er nicht wissen.

Ob es die Tagesschau, Deutschlandfunk, Focus oder Spiegel ist, sie alle berichten aus dem Die Welt-Artikel und gingen dabei aber einen Schritt weiter. Das einzige was man nämlich wirklich als Fakt erfährt, ist, daß LKA-Ermittler die Pflegefirma Airomed in Hildesheim durchsucht und dort 200.000 Euro in bar gefunden haben. Das andere halbwegs konkrete ist "eine Spur" aus einem Europol-Bericht, welche "anscheinend zu einem Netzwerk organisierter Kriminalität führt, das in Russland viel Macht besitzt: den "Dieben im Gesetz". Die Pflegefirma Airomed aus Hildesheim, die ganz offenbar den ausschlaggebenden Punkt für das plötzliche mediale Interesse für das tatsächliche Problem des Pflegebetrugs in Deutschland lieferte, wird von Norman Tragsdorf geführt. Er gründete im Jahr 2013 einen weiteren Pflegedienst in Hildesheim, die Aris-Cura GmbH. Allerdings legte er sein Geschäftsführermandat zwei Jahre später nieder und es ist unklar, ob er noch immer Anteile an Aris-Cura GmbH hält oder nicht. Nebst diesen Firmen in der Pflegebranche ist Norman Tragsdorf auch noch als Immobilienmakler und im Modegeschäft in Hildesheim tätig.

Was das alles jetzt mit Russland zu tun hat, fragen Sie sich? Das frage ich mich allerdings auch. Das die umtriebige Aktivität des Herrn Tragsdorf etwas, sagen wir mal, auffällig erscheint, kann nicht geleugnet werden. Macht ihn das aber gleich zu einem russischen Mafiosi, oder weshalb wird die Airomed mit solchen Berichten in Verbindung gebracht? Wer den langen Artikel der Die Welt zu Ende gelesen hat, dem ist sicherlich aufgefallen, dass ein ähnlicher Fall aus dem letzten Jahr erwähnt wird. Dabei handelte es sich um die Pflegefirma "Möwe" in Rostock, deren Geschäftsführer gemäß dem Die Welt Bericht nicht nur die Krankenkassen abgezockt, sondern auch noch Urkundenfälschung in einer von ihnen geführten Pflegeschule in Berlin betrieben haben. Waren sie vielleicht Russen? Fast. Sie sind Ukrainer, aber das hängt man dann doch lieber nicht so an die große Glocke.

Bleibt nur noch die russische Mafia übrig. Dass es die gibt und sie auch in Deutschland aktiv ist, wird sicherlich niemand in Frage stellen wollen. Genauso wie es eine albanische, libanesische, italienische oder türkische Mafia gibt, die ihr Unwesen in Deutschland und anderen Ländern Europas treiben. Oder auch Mafia-ähnliche Gebilde aus Deutschland selbst, wie die "Rockergruppen" Hells Angels oder Bandidos. Wenn die Polizei gegen die Hells Angels vorgeht, oder sonst gegen irgendeine der anderen genannten Organisationen, hören wir nie das im gleichen Atemzug das Land — ob direkt oder implizit — mit beschuldigt wird, aus denen die Verbrecher stammen.  Und was sagt das Bundeskriminalamt zum organisierten Verbrechen?  "Die organisierte Kriminalität hat viel zu tun mit Staaten, die sich in einem Annäherungsprozess an die Europäische Union befinden", sagte Innenminister Thomas de Maizière. Und woher kommen die meisten? Aus Litauen, Türkei, Polen, Rumänien, Italien, Georgien. Nicht exakt das Bild das uns die Medien in den letzten Tagen und Wochen vorgaukeln.
Ein letztes Wort zu den Betrugsfällen in der Pflegebranche, was ganz eindeutig ein großes Problem in Deutschland ist. Aber das hat nichts mit "russischem Pflege-Betrug" zu tun, noch ist es ein neues Phänomen. Vielmehr ist es ein schon seit Jahren anhaltendes, systemisches Problem, das von vielen unterschiedlichen Seiten ausgenutzt wird, einschließlich deutschen Unternehmen. Aber auch das will nicht so ganz in die aktuelle anti-russische Stimmungmache der deutschen Medien passen.



 
 




 

 

 

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