Die Tageszeitung „Wedomosti“ zitiert am Dienstag den russischen Fernost-Experten Valeri Kistanow mit den Worten: „Der japanische Ministerpräsident Shinzo Abe baut auf Wladimir Putin. Dieser hatte ja im Jahr 2012 die Bereitschaft zur Suche nach einer Lösung bekräftigt. Putin sagte damals, man müsse ein Remis anstreben. Seitdem zerbrechen alle sich den Kopf darüber, was dieses Remis bedeuten könnte.“
Kistanow kommentierte, Abe habe seine Bemühungen um eine Regelung mit Russland intensiviert. Damit wolle der japanische Premier in seinem außenpolitischen Spiel punkten. Regional befinde sich Japan in der Isolation, und zwar wegen seiner Gebietsstreite mit China und Südkorea. Im Falle einer Vereinbarung mit Moskau könnte Tokio den Nachbarstaaten seine Kompromissfähigkeit demonstrieren.
Kistanow äußerte weiter, eine Verbesserung der Beziehungen mit Moskau habe für Tokio auch eine militärische Dimension. Denn der Kreml sei in der Lage, Nordkorea unter Druck zu setzen, dessen Aufrüstung die Japaner beunruhige. Außerdem sei Japan besorgt über Russlands Kooperation mit China.
Wie der russische Auslandsexperte Wladimir Jewsejew dem Blatt sagte, sind auch die eigentlichen Kurilen-Inseln von militärischer Bedeutung: Falls dort neue Militäranlagen entstehen, könnten sie die Konstellation in der Region verändern; außerdem ließe sich von dort aus die Fortbewegung russischer U-Boote verfolgen. „Wovon Japan auch träumen mag, niemand gibt ihm diese vier Inseln zurück. Darüber hinaus ist Japan bei politischen Entscheidungen nicht unabhängig. Es wäre deshalb nicht zu erwarten, dass Tokio beispielsweise seine Sanktionen gegen Russland unilateral aufgibt oder etwas den USA zuwider tut“, so Jewsejew.
Im Hinblick auf das Problem Nordkorea erwägt Japan Medienberichten zufolge eine Stationierung von US-Raketenabwehrsystemen. Wie soll Russland darauf reagieren? Pjotr Topytschkanow vom Carnegie Moscow Center erwartet keine Zuspitzung. Er erläuterte, Japan kooperiere ohnehin mit den USA in Sachen Raketenabwehr. Der russische Außenminister werde sich in Tokio offenbar auf allgemeine Worte über die internationale Sicherheit beschränken. Die Wahrscheinlichkeit konkreter Erklärungen gegen mögliche neue Komponenten der US-Raketenabwehr sei vorerst eher niedrig, prognostizierte Topytschkanow in einem Gespräch mit Kommersant FM.
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