Kampf gegen den IS

Der Syrien-Einsatz Russlands und der USA im Vergleich

16:39 10.02.2016

Russische Luftwaffe auf dem Luftstützpunkt Hmeimim

US-Geheimdienste haben berichtet, dass der „Islamische Staat“ im Kampf gegen die von Russland und den USA angeführten Koalitionen zunehmend schwächer wird. Vorerst ist es noch schwer, die realen Erfolge beider Koalitionen einzuschätzen, doch ihre Kampfmöglichkeiten können miteinander verglichen werden.
Ziele des Einsatzes  

Das russische und das US-Militär haben in Syrien einen gemeinsamen Feind: den „Islamischen Staat“.
Die russischen Kräfte unterstützen die syrische Regierungsarmee, die aus 150 000 bis 200 000 Soldaten besteht. Die Truppen des syrischen Präsidenten Baschar al-Assad verfügen laut Angaben von internationalen Experten über mehr als 4 000 Panzer (Т-55, Т-72) und etwa 400 Flugzeuge.

Die Koalitionskräfte schützen die irakische Armee (ihre Gesamtzahl wird auf 800 000 Soldaten und 389 Panzer geschätzt), die syrischen Kurden (mehr als 70 000) und die Oppositionskräfte (schätzungsweise 40 000 bis 60 000) aus der Luft.

Die russischen Flugzeuge absolvierten in den vergangenen 100 Tagen 5700 Kampfflüge. Durchschnittlich waren es 50 bis 60 Flüge am Tag. Die US-Luftwaffe absolvierte in den ersten 100 Tagen ihres Einsatzes etwa 3500 Kampfflüge (insgesamt über 65 000). Im Durschnitt gab es 120 Flüge am Tag.

Luftwaffe

Die Kriegsparteien setzen die Luftwaffe ausgehend von den Einsatzaufgaben und vorhandenen Standorten ein. Das russische Militär nutzt den ständigen Luftwaffenstützpunkt im syrischen Gebiet in Latakia, in unmittelbarer Nähe vom Kriegsschauplatz. Auf dem Flugplatz Hmeimim sind 4000 Soldaten und mehr als 70 Flugzeuge in ständiger Einsatzbereitschaft. Darunter sind Jäger der vierten Generation Su-30 und Su-35, die manövrierfähigen und schnellen Frontbomber Su-24 und Su-34 sowie Jagdbomber Su-25.


„Im Großen und Ganzen können die vorhandenen Flugzeuge die vor ihnen stehenden Aufgaben lösen“, so der russische Militärexperte Michail Chodarjonok. Die Su-24 kann bis zu 7500 Tonnen diverser Ausrüstung, darunter Freifallbomben, bis zu 560 Kilometer Entfernung transportieren. Die Möglichkeiten der Su-34 sind umfangreicher — acht Tonnen Bomben kann sie auf eine Entfernung von bis zu 1100 Kilometer transportieren. Gerade mit diesen Maschinen werden die meisten Kampfflüge absolviert.

Infografik: Su-34-Jagdbomber: Die technischen Daten

In Syrien werden darüber hinaus die strategischen Bomber Tu-22, die vom Stützpunkt in Mosdok starten, Tu-95 und Tu-160, die auf dem Militärflugplatz in Engels stationiert sind, eingesetzt. Chodarjonok zufolge ist es nicht ganz effektiv, die strategische Luftwaffe in Syrien einzusetzen. „Die Tu-22 würde mit ihrer maximalen Bombenlast, mit 22 Tonnen Bomben, aus Mosdok einfach nicht das Ziel erreichen. Und diese acht Tonnen, mit denen sie Syrien bombardieren kann, können an die Su-24 gehängt werden, erklärt der Experte.

Das US-Militär hat keinen eigenen Stützpunkt im Konfliktgebiet.  Die USA starten ihre Flugzeuge von Flugplätzen in Kuwait, Katar, der Türkei, den VAE und ihren vier Flugzeugträgern im Persischen Golf und im Roten Meer. Das ermöglicht die Nutzung einer größeren Flugzeugflotte als auf dem russischen Stützpunkt Hmeimim in Syrien.

Während des Konfliktes erschienen am Himmel über den IS-Terroristen US-Jagdflugzeuge der vierten Generation F-16 Fighting Falcon und F-15 Eagle, die den russischen Su-30 sowie den neusten US-Flugzeugen F-22 Raptor der fünften Generation, die ihresgleichen suchen, weit unterlegen sind. Die Vorteile der F-22 sind Tarnkappentechnik, Überschallgeschwindigkeit und Supermanövrierfähigkeit.

Für strategische Bombardierungen setzen die USA B-1 Lancer ein. Der Bomber kann ohne Nachbetankung 12 000 Kilometer fliegen, also von einem von der Konfliktzone weit entfernten Flugplatz starten. Während des Einsatzes unternahmen die B-1-Bomber etwa 5000 Kampfflüge.

Die russische Luftwaffe setzt auch das Erdkampfflugzeug Su-25 ein. Es ist manövrierfähiger und schneller als die in der Konfliktzone von den Amerikanern eingesetzten Jets des Typs A-10 Thunderbolt II. Sollte der Gegner ein Luftabwehrsystem haben, ist die Su-25 besser geeignet. Aber der „Islamische Staat“ hat solche Abwehrwaffen nicht. Die Su-25  ist mit einer Maschinenkanone GSch-2-30 ausgerüstet, die in Sachen Feuerkraft dem Erdkampflugzeug А-10 unterlegen ist.

Das US-Erdkampfflugzeug A-10 ist schwerer und schlechter geschützt als sein russisches Analogon. Dennoch hat es schlagkräftige Waffen an Bord: Maverick-Raketen für Schläge gegen Panzertechnik und eine siebenläufige Gatling-Kanone mit dem Kaliber 30 mm GAU-8. Diese Flugzeuge sind effektiver gegen Menschen und Militärtechnik des Gegners auf dem Boden. Während des Einsatzes absolvierten die А-10 mehr als 7000 Kampfflüge.

Flotte und Raketen

Vom Meer wird die russische Luftwaffe von den Schiffen der Operationseinheit der Kriegsmarine, angeführt vom Raketenkreuzer „Warjag“, geschützt. Außer “Warjag“ gehören zu dem Schiffsverband das Raketenschiff „Dagestan“, die kleinen Raketenschiffe „Grad Swijaschsk“, „Uglitsch“ und „Weliki Ustjug“ sowie das U-Boot B-237 “Rostow-na-Donu“ der Schwarzmeerflotte. Die Aufklärung erfolgt mit den Mitteln der Flotte und mit Hilfe des Aufklärungsschiffes „Wassili Tatischtschew“.
  • Zerstörer „Vize-Admiral Kulakow“ in Syrien
    Zerstörer „Vize-Admiral Kulakow“ in Syrien
    © Foto: Russian Defence Ministry
  • Raketenkreuzer „Moskwa“ in Syrien
    Raketenkreuzer „Moskwa“ in Syrien
    © AFP 2016/ Max Delany
  • Einsatz russischer Kalibr-Marschflugkörper gegen IS-Objekte in Syrien
    Einsatz russischer Kalibr-Marschflugkörper gegen IS-Objekte in Syrien
    © Foto: Ministry of defence of the Russian Federation
  • Zerstörer „Vize-Admiral Kulakow“ in Syrien
    Zerstörer „Vize-Admiral Kulakow“ in Syrien
    © Foto: Russian Defence Ministry
  • Zerstörer „Vize-Admiral Kulakow“ in Syrien
    Zerstörer „Vize-Admiral Kulakow“ in Syrien
    © Foto: Russian Defence Ministry
  • Russische Kriegsmarine schützt Luftwaffe vor syrischer Küste
    Russische Kriegsmarine schützt Luftwaffe vor syrischer Küste
    © Foto: Russian Defence Ministry
  • Raketenkreuzer „Moskwa“ in Syrien
    Raketenkreuzer „Moskwa“ in Syrien
    © AFP 2016/ Max Delany
  • Russische Kriegsmarine schützt Luftwaffe vor syrischer Küste
    Russische Kriegsmarine schützt Luftwaffe vor syrischer Küste
    © Foto: Russian Defence Ministry
  • Russische Kriegsmarine schützt Luftwaffe vor syrischer Küste
    Russische Kriegsmarine schützt Luftwaffe vor syrischer Küste
    © Foto: Russian Defence Ministry
 
Zerstörer „Vize-Admiral Kulakow“ in Syrien
Für die Unterstützung der Luftwaffe starten die russischen Schiffe Marschflugkörper. Im Oktober 2015 feuerten die zur operativen Einheit gehörenden Schiffe zum ersten Mal 26 Marschflugkörper „Kalibr“ gegen elf Ziele auf eine Entfernung von mehr als 1500 Kilometern ab. Einen Monat später waren es 18 Raketen, die in die gleiche Richtung abgefeuert wurden. Das U-Boot “Rostow-na-Donu“ war das letzte, das Raketen abfeuerte — es startete vier Raketen auf Objekte im IS-Gebiet. Insgesamt wurde der Start von 48 Raketen gemeldet.

Die US-Flugzeugträger „George H. W. Bush“, „Carl Vinson“, „Arleigh Burke“ und „Philippine Sea“, die in der Konfliktzone im Einsatz sind, gewährleisten den Start und die Landung der Bordjets F/A-18 ° F Super Hornet und schießen mit Tomahawk-Marschflugkörpern auf Stellungen des „Islamischen Staates“. Von zwei der US-Flugzeugträger wurden seit September 47 Raketen abgefeuert.

Die russischen Marschflugkörper sind die neueste Entwicklung des militärisch-industriellen Komplexes. Sie wurden erst 2015 in Dienst gestellt und bisher nicht bei Konflikten eingesetzt. Im Vergleich zu „Tomahawk“ hat „Kaliber“ den stärkeren Gefechtskopf mit hoher Präzision und Flugweite.


Die Starts der Marschflugkörper Russlands und der USA können nicht verglichen werden, so der Militärexperte Michail Chodarjonok. „Das Vorhandensein solcher Raketen ist das Eintrittsticket in die Welt der privilegierten Militärmächte“, sagte der Experte.

Ausgaben für den Militäreinsatz  
Russischer Kampfjet Su-30 auf dem Stützpunkt im syrischen Hmeimim
© REUTERS/ Ministry of Defence of the Russian Federation

Laut Angaben des Pentagons geben die USA für Militäreinsätze in Syrien täglich etwa 11,4 Millionen US-Dollar aus. Während des gesamten Einsatzes wurden bisher 5,8 Milliarden US-Dollar ausgegeben. Für den Krieg im Persischen Golf (gegen das irakische Regime von Saddam Hussein im Jahr 1991) hatten die Amerikaner 2,5 Milliarden US-Dollar ausgegeben.

Das russische Militär ist sparsamer. Nach Schätzungen des russischen Wirtschaftsmagazins RBC gibt die russische Luftwaffe etwa 2,5 Millionen US-Dollar pro Tag aus, das heißt etwa 225 bis 230 Millionen US-Dollar in drei Monaten. Die Kosten der russischen Luftwaffe hängen in erster Linie mit der Versorgung der Flugzeuge zusammen.


Erfolge  
Die russische Luftwaffe und die Koalitionskräfte melden ihre Erfolge auf verschiedene Weise. Die russischen Soldaten sind in befreiten Gebieten stationiert. Während eines Briefings des Generalstabes der Streitkräfte am 15. Januar sagte Generalleutnant Sergej Rudski, dass innerhalb von 100 Tagen 217 Ortschaften – etwa 1000 Quadratkilometer — befreit worden seien.

Die Koalition veröffentlicht Daten über die Zahl der getöteten Terroristen: So sollen im Januar 2016 bei den Bombardierungen im nordsyrischen und irakischen Gebiet mehr als 22 000 IS-Terroristen vernichtet worden sein.

Laut Angaben des Instituts IHS Conflict Monitor verlor der „Islamische Staat“ 2015 etwa 14 Prozent der Gebiete, deren größter Teil sich im Norden Syriens und im Irak befindet. Die syrischen Kurden konnten mit Luftunterstützung der Koalitionskräfte das unter ihrer Kontrolle befindliche Territorium auf bis 15 800 Quadratkilometer — also um 186 Prozent — vergrößern.




 












 
 

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